Namenforschung (Onomastik) ist ein Gebiet der Linguistik, das sich mit Bedeutung, Herkunft und geographischer Verbreitung von Eigennamen beschäftigt. Die heutige Karte könnte man „onomatologisch“ nennen – sie zeigt nämlich die häufigsten Nachnamen Europas (die Färbung entspricht der Etymologie der Namen):
Natürlich ist es unmöglich, die Bedeutungen der Namen zu verstehen, wenn man die Herkunftssprache nicht beherrscht. Deswegen habe ich die Nachnamen ins Deutsche übersetzt:
Es gibt ein paar interessante Details, die man wissen sollte. Isländer haben keinen Nachnamen, wie wir ihn kennen, sondern leiten den Nachnamen einer Person vom Vornamen des Vaters ab. Wenn ein isländischer Mann namens Jón Kinder hat, wird der Nachname seines Sohns „Jónsson“ („Jóns Sohn“) und der Nachname seiner Tochter „Jónsdóttir“ („Jóns Tochter“). Der Nachname des Vaters spielt dabei keine Rolle.
Man kann Relikte dieses sogenannten patronymischen Systems auch im skandinavischen Sprachraum sehen – „son“ oder „sen“ in skandinavischen Nachnamen bedeutet „Sohn“, aber heutzutage sind skandinavische Nachnamen ganz ordentliche (von den Eltern geerbte) Nachnamen.
Meine Leser aus Österreich wird natürlich die Herkunft des Namens Gruber interessieren (ich habe dazu einen ganzen Artikel geschrieben, der leider nur auf Englisch vorhanden ist). Es gibt viele Orte in Österreich und Süddeutschland, die „Grub“ heißen, und die geographische Verteilung des Namens Gruber ist stark mit der Verteilung des Ortsnamens korreliert. Man kann sich aber streiten, ob wirklich die Mehrheit der Grubers ursprünglich nach einem „Grub“ benannt ist, oder ob die Grubers einfach aus einer namenlosen Grube stammen. Ich persönlich halte die „Ortsnamentheorie“ im Wesentlichen für richtig.
Dann gibt is noch eine Theorie, dass „Gruber“ ein Berufsname für jemanden war, der Gruben für Schösslinge in Weinbaugebieten aushebte, aber die Verteilung des Namens korreliert nicht mit der Lage der traditionellen Weinbaugebiete. Ich halte also diese Erklärung für weniger wahrscheinlich.